Am 7. Oktober wurde die DDR gegründet.
Den Stockholmer Appell, der im März vom Weltfriedenskongreß beschlossen
wurde, unterschrieben in Eythra 3271 Einwohner (97,96 %) von 3339 Stimmberechtigten.
Das war ein eindeutiges Bekenntnis für den Frieden und zum Verbot der Kernwaffen.
Als zusätzlicher Klassenraum
wurde die Baracke auf dem Schulhof errichtet.
Die Anzahl der Kinder, die den Kindergarten besuchten, nahm ständig zu.
So mußten die Kinder in zwei Gruppen betreut werden. Gegenüber der
Baracke für den Kindergarten wurde eine zweite errichtet, die abends als
Jugendheim genutzt wurde.
Die MAS (Maschinen-Ausleih-Station) bearbeitete entsprechend den Bestellungen
der Neubauern die Felder.
Kulturelle Höhepunkte waren der Fasching des Volkschores, der unter dem
Motto "Im weißen Rößl am Wolfgangsee" stand und das
Erntefest.
1951
Vom 3. bis 5. Juni fand die Volksbefragung gegen die Remilitarisierung und für den Abschluß eines Friedensvertrages mit Deutschland statt. In Eythra stimmten 95,6 % der Stimmberechtigten dafür. Es entstanden eine Tanzgruppe, eine Tanzkapelle und eine Sportgruppe.
1952
Im März stellten Lehrlinge aus dem VEB Galvanotechnik, Werk III, Eythra,
ihre Lehrlingsarbeiten aus. Die in der Bauernsiedlung - Ost wohnenden Neubauern
gründeten die LPG "Fortschritt" und die Neubauern der Bauernsiedlung
- West bildeten die LPG "Einheit". (LPG = Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft).
Beide Genossenschaften gehörten zum Typ 1 (das Ackerland wurde zur gemeinsamen
Nutzung eingebracht, die Viehhaltung war noch individuell).
Die MTS (Maschinen-Traktoren-Station)
bearbeitete jetzt die Felder (große Flächen) von der Bestellung bis
zur Ernte.
In der alten Schule wurde Zimmer 8 für den Chemieunterricht umgebaut. Dadurch war es möglich, den naturwissenschaftlichen Unterricht anschaulicher zu gestalten und mehr Experimente durchzuführen.
1953
Die bestehenden Kulturgruppen in Eythra führten in diesem Jahr selbständige
Veranstaltungen durch und unterstützten auch Veranstaltungen anderer Kulturgruppen.
Der Volkschor führte ein Schubert-Konzert durch und im Blütenduft
der Linden ertönten an der "Ruine" Frühlingslieder. In der
ehemaligen Jugendschule, jetzt Jugendherberge, wurden weiter Kurse und Schulungen
durchgeführt. Das Elektromotorenwerk Eythra wurde in diesem Jahr dem VEB
Galvanotechnik Leipzig als Werk III Eythra angeschlossen. Exportiert wurde nach
Polen, China, Rumänien und Bulgarien. Seit 1946 wurden Lehrlinge im Betrieb
ausgebildet. Ab 1953 fand keine Lehrlingsausbildung mehr statt. Aus der Entwicklung
des Betriebes: In der ehemaligen Kartonagenfabrik der Firma Stern begann nach
1945 das Elektromotorenwerk Eythra mit der Herstellung einfacher Gebrauchsgegenstände,
wie Kochtöpfe, Krüge, Tiegel u. a.. 1948-49 wurde mit der Produktion
von Werkzeug- und Schleifmotoren begonnen. Während 1947 - 56 Personen im
Betrieb arbeiteten, waren es 1950 schon 130 Beschäftigte und 1952 wurde
der Höchststand von ca. 200 Werktätigen erreicht.
1954
Im VEB Galvanotechnik, Werk III Eythra, wurden folgende Gegenstände produziert:
Aquarienpumpen, elektrische Kaffeemühlen, elektrische Bohnermaschinen und
elektrische Küchenmotoren. Der Betriebsteil in der Zitzschener Str. wurde
voll ausgebaut. In diesem Jahr wurde eine Wasserleitung zur Schulküche
und zur alten Schule verlegt und ein Schulgarten eingerichtet. Vom 27. bis 29.
Juni fand eine Volksbefragung statt über die Frage "EVG und Remilitarisierung
oder Friedensvertrag und Abzug aller Besatzungstruppen?" 95,5 % Eythraer
(2248 Einwohner) stimmten bei einer Wahlbeteiligung von 100 % für den Frieden.
Alle 115 Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren gaben auch ihre Stimme für
den Frieden ab.
Im Mai bestanden
in der Gemeinde 45 Haus- und Hofgemeinschaften. Als am 9. Juli um 22.30 Uhr
Alarm gegeben wurde, weil der Wasserstand der Elster eine Höhe von 3,80
m erreicht hatte, ahnte noch kein Eythraer Bürger, welches Ausmaß
dieses Hochwasser nehmen würde. Ständig stieg das Wasser in Elster
und Mühlgraben weiter. Die Zwenkauer Str. war überschwemmt, genauso
wie die Markranstädter Str. und der untere Teil der Hans-Franke-Str. bis
zur Kitzener Str. Trotz unermüdlichem Einsatz der Bürger und anderer
Helfer, wie Soldaten der Roten Armee, konnte ein Dammbruch an der Elster in
Höhe des Gartenvereins wohl verhindert, aber die einströmenden Wassermassen
nicht gebändigt werden. Sie überfluteten das Dorfzentrum. 70 Personen
mußten vorübergehend ihre Wohnungen verlassen. 15 Wohnungen wurden
restlos geräumt, davon konnten 4 Wohnungen nicht wieder sofort bezogen
werden. Aus 22 Gehöften mußte das Vieh umquartiert werden. In Eythra
betrug der Sachschaden ca. 64 915, - DM. Volkswahl am 17.10.. Für eine
neue Gruppe des Kindergartens wurde im Jugendheim ein Zimmer zur Verfügung
gestellt. Dadurch konnten mehr Kinder den Kindergarten besuchen.
Im Dezember wurden die Rentner wiederum in die "Grüne Eiche"
zu einer Weihnachtsfeier eingeladen. Der Volkschor nahm am Werbesingen in Taucha
teil.
1955
Im Januar wurde der Ortsausschuß für Jugendweihe in Eythra gegründet.
An der ersten Jugendweihefeier nahmen 15 Schüler teil.
In diesem Jahr wurde der erste Mähdrescher (ein russischer) auf unseren Feldern bei der Ernte bestaunt. Die LPG besaß schon einzelne Ernte- und Bestellgeräte. Eythra wurde Kreissieger in der artengerechten Getreideerfassung.
Im Nationalen Aufbauwerk (NAW)
wurden 652 Stunden geleistet, davon 207 Stunden für den Bau des Wartehäuschens.
Außerdem leisteten Eltern, Lehrer und Schüler ca. 1000 Stunden für
die Verschönerung der Klassenzimmer.
1956
Die BSG Motor Eythra organisierte und führte einen Frühjahrsmassenlauf
durch.
Durch ein Unwetter
entstand im Kreisgebiet Leipzig ein Schaden von ca. 31 % auf den Kartoffelfeldern.
Die Kleintierseuche Myxomatose trat auch in Eythra auf. Deshalb mußte
der gesamte Kaninchenbestand getötet werden. Der Staat gab den Kleintierhaltern
für den Verlust der Kaninchen finanziellen Ausgleich. In der Schule wurden
bauliche Veränderungen durchgeführt und dabei 1200 Stunden im Nationalen
Aufbauwerk (NAW) geleistet. Die Jugendherberge wurde aufgelöst und die
Schulküche in dieses Gebäude verlegt. Weitere 1300 Stunden wurden
im Ort durch die Bevölkerung im NAW geleistet.
1957
Anfang des Jahres wurde dargelegt, daß Eythra zum Kohleabbaugebiet erklärt
wird. Vermutlich soll von 1985 bis 1990 Eythra bis an die Grenze von Zitschen
vom Tagebau erfaßt worden sein. 1970 sei ungefähr mit dem Abbau zu
rechnen. Die erreichten Erfolge spiegelten sich in unserem Leben wider: Die
45-Stundenwoche wurde eingeführt, die Alters- und Invalidenrenten erhöht,
das Einkommen des Verkaufspersonals erhöhte sich durch die Beteiligung
an der Umsatzprämie, die Ortsklassen C und D wurden abgeschafft. In einem
Bericht heißt es: Den meisten unserer Einwohner wird nicht bekannt
sein, daß bei Beendigung des Krieges die Gemeinde derart verschuldet war,
daß das Rathaus zur Versteigerung kommen sollte. Nur durch die konsequente
Finanzpolitik nach dieser Zeit, ist es zu verdanken, daß wir heute keine
Schulden mehr haben. Gewiß waren die ersten Jahre schwer, was ich ihnen
an Hand von wenigen Zahlen aufzeigen möchte.
Die Gesamtausgaben der Gemeinde betrugen im Jahre
1947 nur 60,2
1955 180,0
1956 190,0
1957 262,0 TDM
Im August wurde in der ehemaligen
Jugendherberge ein Schulhort eingerichtet. Den ca. 40 Kinder der Klassen 1 bis
4 besuchten.
Auch der Kindergarten zog in dieses Gebäude mit ein. Schöne große
Zimmer standen den Kindern nun zur Verfügung. Das Turmzimmer wurde für
die Kinderkrippe eingerichtet. Nun konnten auch die Kleinsten betreut werden.
Am 13. Oktober fand eine Geldumtauschaktion
statt, an der 34 Bürger mit halfen. Es wurden neue Geldscheine ausgegeben.
Im NAW wurden 7053 freiwillige Arbeitsstunden im Werte von 14 335,- DM geleistet
für den Kindergarten, der in neue Räume einzog, für neuen Fußboden
und Überholung der Heizung in der Schule, für den Einsatz im landwirtschaftlichen
Sektor, für die Ausbesserung der Straßen und für die Verschönerung
des Ortsbildes und der Häuser. Die Sänger unseres Volkschores nahmen
am Kreissingen in Markranstädt teil.